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  • Chronik Vogau

    Vorgeschichtliche Zeit

    Beim Bau einer Maistrockenanlage im Jahre 1960 im Anwesen des sogenannten Rupphauses wurde in einer Tiefe von etwa 0,5 m ein Steinbeil gefunden. Nachdem es durchlocht und poliert ist, stammt es aus der Jüngeren Steinzeit (3000 – 2000 v. Chr.) Damals fand im Leibnitzer Feld bereits eine bemerkenswerte Siedlertätigkeit statt, wie zahlreiche Funde in den Nachbargemeinden belegen. Ob es in Vogau eine Siedlung gegeben hat, kann aus einem Einzelfund nicht mit Sicherheit geschlossen werden, zumal es sich hier um ein Schwemmland der Mur handelt. Der Fluss floss in alter Zeit nicht westlich von Landscha, sondern östlich entlang der Gabersdorfer Terrasse. Dies ist am Terrassenrand von Wagendorf heute noch zu erkennen.

    Nachweislich war Vogau zur Römerzeit (16 v. Chr. bis 476 n. Chr.) besiedelt. In der Nähe der 77. n. Chr. gegründeten Römerstadt Flavia Solva entstanden allerorten Weiler und Villen. In der Gemeinde Vogau stieß man 1877 bei Grabarbeiten auf römische Weiler sowie eine Villa. Die Villa hatte einen Vergußboden, der mit quadratischen und sechseckigen Ziegeln gepflastert war. Unter dem Fußboden befand sich eine Heizung. Die ganze Siedlung ging zur Zeit der Völkerwanderung, vielleicht mit der Zerstörung von Flavia Solva im Jahre 405 zugrunde.

    Die Einwanderung der Slawen zwischen 600 und 700 hinterließ in der Gemeinde kaum Spuren. Die deutsche Kolonisation konnte planmäßig erst nach Abschluß des Friedensvertrages zwischen Erzbischof Konrad I. von Salzburg (der hier große Besitzungen hatte) und dem Ungarnkönig Bela IV . i. J. 1131 einsetzen. Noch 1053 hatten die Magyaren den Hengisgau, der 1066 bis Radkersburg vorgeschoben werden konnte, verheert. Die Hengistburg (bei Wildon) war der Verwaltungsmittelpunkt der Kärntner Mark.

    Der Name Untervogau taucht urkundlich erstmals im Jahr 1220 als Vogan inferius auf. Damals besaß der Landesfürst hier zweieinhalb Huben. Der Ort hieß bis rund 1600 Nider Voga, erst später setzte sich der Name „Vnder Vogan“ (Untervogau) durch. Unter der Bezeichnung Vogau war ein größeres Gebiet als das heutige Gemeindegebiet bezeichnet.

    Nach dem Ungarneinfall saßen die Madjaren auf dem nahen Schloß Seggau und beunrigten die ganze Umgebung. 1532 legten dann die Türken die Gegend zwischen Mureck und Leibnitz in Schutt und Asche. Dazu kamen noch die Pestjahre 1480, 1583, 1600, 1664, 1680 und 1765. Das Pestkreuz bei der Kreuzung Querstraße/Römerstraße ist heute noch ein mahnendes Zeugnis dieser Zeit.

    Herrschaft und Untertan


    Im 12. und 13. Jahrhundert war aller Grund und Boden in den Händen geistlicher und adeliger Grundherren. Diese riefen deutsche Kolonisten herbei, der Bauer wurde Zinsherr. Er gebot dem Grundherrn für den gewährten Schutz und Schirm Treue und Gehorsam. Die Grundherrschaft besaß auch die niedere Gerichtsbarkeit, einigen wurde auch das Landgericht verliehen, dann waren sie berechtigt, einen Galgen aufzustellen.

    Der Zehent, der zehnte Teil der Fechsung, war ursprünglich eine kirchliche Abgabe, die Bischöfe verlehnten ihn vielfach an den Landesfürsten und Adel.

    So besaß der Landesfürst in Untervogau im Jahr 1220 2 ½  Huben. 1271 erhielt Wulfing von Treunstein vom Bischof von Seckau je fünf Huben zu Ober- und Untervogau als Lehen. Von 1377 bis 1743 verblieben stets zwei Huben bei der Bistumsherrschaft Seggau, zu der 1406 jede der 26 Huben zu Nider Vogan zwei Viertel Hirszehent zu liefern hatte.

    Der Robot war damals noch zu leisten. Der Bauer musste kommen, wann es der Herr befahl. Erst Kaiserin Maria Theresia hob 1778 die tägliche Robot auf und beschränkte sie auf drei Tage wöchentlich. Wenn auch die Leibeigenschaft schon im 17 Jahrhundert abgeschafft worden war, so konnte ein Untertan ohne Erlaubnis des Gutsherrn nicht heiraten, ein Handwerk erlernen oder wegziehen. Um 1800 durften mit Bewilligung der Behörde und des Grundherrn die Huben zerstückelt werden und so tauchten von dann an eine Menge Keuschler auf.

    Von 1784 an war der Gemeinde Untervogau  Obervogau zugeteilt. Untervogau war aber von 1872 bis 1885 nach Straß eingemeindet. Seit 1885 ist Vogau wieder eine eigene Gemeinde. Bis zum Jahr 1969 hieß die Gemeinde Untervogau. Der Gemeindename wurde im Jahr 1969 auf Vogau geändert. Die Katastralgemeinde heißt bis heute Untervogau. Im Jahre 1974 wurde der Gemeinde Vogau das Gemeindewappen verliehen.

    Die vier Brückenheiligen und die Murbrücke.

    Von den vier Brückenheiligen stehen zwei an der Murbrücke bei Ehrenhausen. Die beiden Steinfiguren sind 2,3 m hoch. Sie stellen den hl. Johannes von Nepomuk und den hl. Nikolaus, den Schutzpartron der Schiffer, dar.

    Die Schiffahrt auf der Mur spielte vom 13. Jahrhundert bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts eine wichtige Rolle. Dann verlor sie die Vorherrschaftstellung durch den Bahnverkehr. Davor jedoch wurde flußabwärts auf Plätten und Flößen hauptsächlich Eisen und Salz befördert, flußaufwärts zogen Pferde auf dem sogenannten Treppelweg mit Wein, Getreide und Honig beladene Schiffe. Im Jahr 1736 ersetzte Maria Charlotte Fürstin von Eggenberg die aus dem 16. Jahrhundert stammende Fähre durch eine Brücke. Sie war aus Holz gebaut und überdacht. Über diese Brücke vollzog sich einst der große Verkehr zwischen Wien – Graz – Triest.

    Die Murbrücke wurde 1886 durch einen Eisstoß so arg beschädigt, daß sie 1892 erneuert werden mußte. Die derzeitige Brücke aus Eisen und Beton wurde 1939 errichtet.

    Eigenartig wirken die Brückenheiligen Nepomuk und Franz Xaver an der Gemeindegrenze zu St.Veit am Vogau, denn hier gibt es weder eine Brücke noch einen Wasserlauf. Eine Mappe der Josefinischen Landaufnahme von 1784 zeigt jedoch Brücke und Bach, dieser floß von Wagendorf in Richtung Seibersdorf und war so seicht, daß er damals allerorten leicht durchwatet werden konnte. Das Gewässer fließt jetzt allerdings weiter südlich.

    Pumpersdorf – ein alter Ortsname

    Am Südostrand der Gemeinde Vogau an der Grenze zu Straß lag eine kleine Ortschaft, die einst den Namen „Pumpersdorf“ führte. Östlich davon befand sich der „Pumperwald“, der nach dem Ersten Weltkrieg abgeholzt wurde.

    In diesem Bereich lag auch der „Galgenriegel“, die einstige Richtstätte des Landesgerichtes Straß, welches 1622 unter den Eggenbergern errichtet und 1848 aufgehoben wurde. Die letzte Delinquentin soll eine slowenische Frau gewesen sein, die ihren Mann vergiftet hatte. Das benachbarte Haus hieß früher „beim Galgenschneider“. Zufällig entdeckte man bei Grabungsarbeiten zwischen dem Landhaus und dem Galgenriegel eine römische Villa aus dem zweiten Jahrhundert.

    Der Name Pumpersdorf war dem Bürgermeister Pöschl um die Jahrhundertwende ein Dorn im Auge. Er versuchte daher, das Gemeindegebiet in Viertel einzuteilen und legte so das Dorf, das St.Veiter Viertel, das Ehrenhausener Viertel und das Landstraßenviertel fest.

    Pumpersdorf ist mittlerweile ein abgekommener Ortsname. Er lebt jedoch in der Literatur und in den archäologischen Karten weiter.